Ist Fotografie Kunst oder Handwerk?

Was ist Fotografie? Kunst oder Handwerk?

Eine Frage, die mich seit ganz langer Zeit beschäftigt. Warum? Weil es in Österreich eine eigenartige Einstellung zur Fotografie gibt. Die "alten" Fotografen, egal ob Profis oder Amateure meinen, dass man Fotos nicht bearbeiten darf, weil ein gutes Foto muss "out of the camera" sein. Das bekannteste Auktionshaus "Dorotheum" hat den Ankauf von Fotografien immer abgelehnt, weil das ja nur Fotografien sind (die dürften noch in der Monarchie zu Hause sein). Die ganze Welt schreit bei vielen  erstklassigen Kunstwerken: "Ach das ist ja nur photogeshopt". Was ist das für eine eigenartige Welt der Fotografie?

Ist Fotografie Kunst oder nur Handwerk? Als Leinwanddruck bis 180 x 120 cm erhältlich!

Fotografie darf nicht mittels Software verfälscht werden

Was ist daran wahr? Ja, es stimmt. Es gilt allerdings für einen ganz kleinen Arbeitsbereich der Fotografie. Wer als Pressefotograf oder als Redakteur einer Zeitung Fotos bearbeitet und in einen neuen Kontext stellt, verbreitet nichts anderes, als Fake News. Das ist absolut zu verurteilen und eines Fotografen unwürdig. Aber genau diese Fotografen sorgen für den schlechten Ruf der Bildbearbeitung. Dabei gehört die Bildbearbeitung für engagierte Fotografen zur Postproduktion, wie das Gelbe zum Ei. Das gab es auch schon in der analogen Fotografie, in der Dunkelkammer oder beim Farbretouchieren von SW-Fotos in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts.

Interview: Pavel Kaplun und Miho Birimisa zum Thema Kunst und Kreativität in der Fotografie

Fotografie ist nichts wert

Schon in der analogen Fotografie galt, dass ein Fotoabzug unendlich oft vom Negativ reproduziert werden konnte. Das ist wohl das Argument von Auktionshäusern, dass Fotografien nur einen geringen Wert haben können. Für Kunstsammler hat nur Wert, was selten ist. Am besten man besitzt nur das einzige Original und sperrt es in einem Safe ein. Ist Seltenheit Kunst? Ist das tatsächlich ein Kriterium?

Es gab und gibt auch bildende Künstler wie Andy Warhol oder Gottfried Helnwein, die ihre Kunst weltweit jedem Menschen zukommen lassen, die diese Werke schätzen. Ist das dann weniger Kunstwerk? Nur weil sich jeder Kunstfreund solche Drucke oder Abzüge zu Hause an die Wand hängen kann, soll es weniger Kunst sein? Da lachen jetzt sogar die Hühner ;-).

Dieses Foto ist fast gar nicht bearbeitet. Ist es deshalb mehr Fotografie oder Kunst? 

Das Handwerk ist für Künstler notwendig

Wenn Hundertwasser keine Ahnung von Farben und Formen und deren Wirkung auf die Betrachter gehabt hätte, wäre er als Künstler durchgefallen. Was heißt das für die Fotografie, die künstlerisch wertvoll sein möchte? Ganz einfach: Auch wenn man mit Fotografie Kunstwerke schaffen will, benötigt man viel Wissen um das Handwerk und die Technik. Aber die Künstler stecken hinter der Idee, der Kreativität, der Vermittlung von Gedanken und Emotionen, nicht hinter der Automatik der Kamera. Nicht die Kamera macht das Foto, sondern kreative Fotografen!

Darf man Fotos bearbeiten oder nicht?

"Out of the cam" gilt bestenfalls für die Pressefotografie und Dokumentationsfotografie, aber niemals für Porträtfotos, Werbung und Kunst. Fotografie darf schönen und darf auch mal die Realität total verändern und darf auch abstrakt sein. Fotografen sind nichts anderes als Maler, allerdings verwenden  sie statt Pinsel den Fotoapparat und Software am Computer.

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(c) Harald Mizerovsky
Fotograf, Fototrainer und Sachbuchautor
www.mizerovsky.com

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